Telematik: Zukunftstrend mit Startschwierigkeiten

Telematik in der Kfz-Versicherung wird in der Branche als großes Zukunftsthema gehandelt. Doch die Nachfrage nach diesen Policen ist bisher überschaubar. Speziell Fahranfängern können die Verträge helfen, ihre Fahrweise zu schulen – und Unfälle zu vermeiden.

Geht es um Zukunftstrends in der Versicherungsbranche, fällt ein Wort besonders häufig: Telematik. Das klingt zunächst sehr abstrakt und technisch, aber gemeint ist ein einfaches Prinzip: die Computertechnik erlaubt es, verschiedene Informationssysteme zu verknüpfen und Daten zwischen ihnen auszutauschen. Der Wortteil „Tele“ steht folglich für „Telekommunikation“ und der Wortteil „-matik“ für „Informatik“.

Doch in Deutschland läuft dieser Trend nur behäbig an. Vor allem in der Kfz-Versicherung werden Telematik-Policen derzeit angeboten, wobei sich die meisten Versicherer noch zurückhalten. Zehn Gesellschaften haben derartige Tarife im Bauchladen, der gesamte Vertragsbestand dürfte kaum die 300.000-Marke knacken. Zum Vergleich: Hierzulande gab es 2017 laut GDV-Zahlen rund 48 Millionen versicherte PKW.

Konkret funktioniert Telematik in der Autoversicherung so, dass sich ein Fahrer bereit erklärt, seine Fahrweise überwachen zu lassen. Der Versicherer misst dabei nicht nur, wann und wie oft ein Auto bewegt wird. Mittels Sensoren, die bereits in den meisten neuen Autos verbaut sind, kann auch konkret nachvollzogen werden, wie sich ein Fahrer im Verkehr verhält: ob er etwa abrupt abbremst und gleichmäßig beschleunigt, ob er vorsichtig lenkt oder Kurven schneidet etc.. Der Clou: Eine vorsichtige Fahrweise wird mit Rabatten von bis zu 30 Prozent belohnt. Sanktionen müssen die Fahrer nicht fürchten. Die Prämie bleibt auch bei unvorsichtiger Fahrweise stabil.

Heikel sind die Tarife natürlich aus Datenschutz-Gründen. „Der Versicherer fährt immer mit“, so hat die „Süddeutsche Zeitung“ einen Telematik-Artikel überschrieben. Aber so ganz korrekt ist das nicht. Damit die Daten sicher sind, müssen die Versicherer strenge Regeln einhalten. Unter anderem werden die Fahrdaten nur anonymisiert erhoben, damit sie nicht eindeutig einem Fahrer zugeordnet werden können. Auch dürfen die Gesellschaften Fahrdaten und Kundendaten nur getrennt speichern. Viele Versicherer arbeiten eng mit den Datenschutzbeauftragten der Bundesländer zusammen.

Dabei haben Telematik-Policen durchaus etwas für sich. Sie sind auf eine spezielle Zielgruppe zugeschnitten: Fahranfänger. Eine Gruppe also, die ein besonders hohes Unfallrisiko hat und auch hohe Kfz-Versicherungsprämien zahlt. Die Tarife schaffen nicht nur einen Anreiz für vorsichtiges Fahren, weil eine niedrigere Prämie winkt. Sie erlauben es in der Regel auch, mittels digitaler Programme und Grafiken das eigene Fahrverhalten zu beobachten und zu analysieren. So wird die Versicherung zum Fahrtrainer!

Neben der Kfz-Versicherung gibt es mittlerweile zahlreiche andere Sparten, wo Telematik zum Einsatz kommt. Ein Beispiel ist die Hausratversicherung und Anwendungen für smartes Wohnen. Etwa schlägt eine App Alarm, wenn in der verlassenen Wohnung ein Brand ausbricht oder sich ein Einbrecher am Fenster zu schaffen macht. Auch dieses höhere Maß an Sicherheit belohnen Versicherer mit Rabatten und Bonusleistungen.