Rente – Armutsgefährdung unter Ruheständlern nimmt drastisch zu

Armut im Ruhestand – dieses Problem bedroht immer mehr Menschen mit niedrigem Einkommen und mit durchbrochenen Erwerbsbiographien. Das berichtet aktuell das ARD-Politmagazin Monitor unter Berufung auf bisher unveröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis). Demnach hat die Zahl der Menschen im Ruhestand, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verdienen, zwischen den Jahren 2010 und 2017 um 33 Prozent zugenommen.

Galten in 2010 noch 2,4 Millionen Ruheständlerinnen und Ruheständler als „armutsgefährdet“, waren es in 2017 hingegen bereits 3,2 Millionen Menschen, heißt es in dem Bericht. Armut also bedroht immer mehr Menschen im Ruhestand.

Grundlegend für diese Berechnung der Armutsgefährdung ist das mittlere Einkommen der Bevölkerung. Dieses mittlere Einkommen gibt zunächst an: Es gibt genauso viele Menschen mit einem höheren wie mit einem niedrigeren Einkommen in der Bevölkerung. Zur Ermittlung des mittleren Einkommens werden allerdings besonders hohe sowie besonders niedrige Löhne herausgerechnet. Das mittlere Einkommen trifft demnach zuverlässigere Aussagen über die Einkommen einer Bevölkerung als das Durchschnittseinkommen, weil insbesondere die Besser- und Bestverdiener diesen Wert nicht verfälschen.

Um die Armutsgefährdung innerhalb einer Bevölkerung zu berechnen, wird aber in einem zweiten Schritt bestimmt, wer höchstens 60 Prozent dieses mittleren Einkommens oder sogar noch weniger verdient. Alle diese Menschen gelten als „armutsgefährdet“. Denn schon unerwartete Ausgaben – als Beispiel genannt werden könnte eine kaputte Waschmaschine – überfordern Menschen mit geringem Einkommen finanziell schnell und lassen sie tatsächlich in Armut abrutschen.

18,7 Prozent der Ruheständler betroffen

Im Jahr 2017 lag der Schwellenwert der Armutsgefährdung bei 13.628 Euro pro Jahr. Wer mit Sozial- und Transferleistungen nur diesen Betrag oder weniger hatte, galt entsprechend als armutsgefährdet. Für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren lag der Schwellenwert bei 28.618 Euro pro Jahr. Insgesamt 16 Prozent der Gesamtbevölkerung waren in 2017 betroffen. Unter Rentnern und Pensionären aber lag der Anteil armutsgefährdeter Personen bei 18,7 Prozent.

Ein besonderer Risikofaktor für Altersarmut sind durchbrochene Erwerbsbiographien. Menschen, die häufiger die Arbeit wechseln und die teils auch niedrige Einkünfte haben, können nicht mehr genügend Ansprüche durch die gesetzliche Rentenversicherung für ein auskömmliches Leben erwerben. Denn 12,63 Euro pro Stunde müsste aktuell ein Arbeitnehmer verdienen, um nach 45 Beitragsjahren in der gesetzlichen Rentenversicherung eine Rente oberhalb des Niveaus der Grundsicherung zu erhalten. Das ergab eine Berechnung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass durchbrochene Erwerbsbiographien zukünftig für immer mehr Menschen die Regel werden.

Renten werden zukünftig weniger einbringen

Und Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung werden zukünftig immer weniger den Lebensstandard sichern. Denn aufgrund des demografischen Wandels müssen immer weniger Beitragszahler zukünftig für immer mehr Rentner aufkommen. Zwar sinken die Renten nicht. Aber im Verhältnis zu den Durchschnittslöhnen gehen die Renten immer mehr zurück — und werden zudem durch die Inflation entwertet. Es drohen Vorsorgelücken im Alter.

Ein zusätzliches Problem sind steigende Mieten in Ballungsräumen. Warnen doch Sozialwissenschaftler mittlerweile vor der ganz konkreten Gefahr, sich im Alter regelrecht „arm zu wohnen“. In München – Deutschlands Rekordstadt bei hohen Mieten – stiegen laut Studie eines Immobilienportals die Mieten zwischen 2008 und 2018 um sagenhafte 61 Prozent.

Private Vorsorge ist angeraten

Solche Probleme zeigen: Wer sich gegen Armut im Alter absichern will, der sollte privat vorsorgen. Instrumente wie die staatlich geförderte Riester-Rente oder die Basis-Rente können hier helfen. Auch bieten Versicherer neue Modelle der privaten Rentenversicherung an, die auch in Zeiten des Niedrigzins die dringend gebotene Altersvorsorge ermöglichen sollen. Wer sich über derartige Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge informieren will, sollte sich ratsuchend an eine Expertin oder einen Experten wenden.