Produkttrends – Versicherungskunden mögen es gern individuell
Viele Bundesbürger befürworten es, ihre Versicherung aus individuellen Bausteinen auf die eigene Situation zuschneiden zu können: Das zeigt eine aktuelle Umfrage. Aber dabei drohen auch Risiken.
Die Deutschen mögen beim Versicherungsschutz das Baukastensystem! So lässt sich vielleicht am besten eine Studie von YouGov zusammenfassen. Demnach befürworten 58 Prozent der Bürger die Möglichkeit, Versicherungstarife auf ihre individuellen Bedürfnisse zuschneiden zu können.
Das kann entweder mittels besagtem Baukastensystem erfolgen, bei dem Kunden einzelne Module dazu- oder abwählen können. Oder mittels sogenannter Fitness- und Telematik-Tarife. Zum Beispiel müssen dann die Versicherten in der Krankenversicherung einen gesunden Lebenswandel nachweisen und erhalten dafür Prämien. Oder ein Kfz-Versicherer misst die individuelle Fahrweise des Versicherten und belohnt vorausschauendes und vorsichtiges Fahren mit Rabatten.
Module – Beratungsbedarf steigt!
Immer mehr Versicherer bieten tatsächlich Tarife an, die es erlauben, individuelle Leistungen für den Versicherungsschutz hinzu- oder abzuwählen. Und diese Tarife werden auch gut nachgefragt. Schließlich erlauben sie, im Zweifel Leistungen abzuwählen, die man gar nicht braucht.
Traditionell war es so, dass die Versicherer verschiedene Tarifvarianten anboten, die auf unterschiedliche Bedürfnisse zugeschnitten waren: In der Regel einen Tarif mit Grundschutz und teurere Tarife mit Zusatz- und Assistanceleistungen. Andere Sparten waren wiederum so komplex, dass sie eigentlich schon immer einen hohen Beratungsbedarf erforderten, etwa die private Krankenversicherung oder die Gewerbeversicherung. Doch mit den neuen Baukasten- und Modulsystemen erhöht sich der Beratungsbedarf selbst für vermeintlich standardisierte Produkte.
Für die Kunden kann sich das als heimtückisch entpuppen. Zum Beispiel dann, wenn sich eine wichtige Leistung in einem Baustein versteckt, den man abgewählt hat. Dann nämlich steht man plötzlich ohne Schutz da. Beispiel Hausratversicherung: Manche Tarife sehen für den Schlüsseldienst nur dann eine Leistung vor, wenn man ein bestimmtes Modul hinzuwählte. Auch andere wichtige Leistungen wie etwa Sanitär-Reparaturarbeiten, die Entfernung von Schädlingen oder ähnliches kann sich in einem Modul verstecken. Hier sollte man sich nicht scheuen, eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, damit der Schutz tatsächlich auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Telematik-Tarife: Auf dem deutschen Markt noch wenig etabliert
Wer hingegen einen sogenannten Telematik- oder Pay-as-you-live-Tarif abschließen will, schaut in Deutschland noch oft in die Röhre. Immerhin haben sich Telematiktarife mittlerweile in der Kfz-Versicherung weitestgehend etabliert: Hier misst eine App in der Regel das individuelle Fahrverhalten, also wie der Fahrer bremst, ob er schnell fährt, wie er sich in die Kurven begibt. Wer vorsichtig fährt, darf auf Rabatte hoffen. Aber bei vielen Anbietern sind diese Policen Fahranfängern vorbehalten.
In der privaten Krankenversicherung hingegen zeigen sich die Versicherer weit zurückhaltender. Im angloamerikanischen Raum und sogar in Afrika gibt es mittlerweile Tarife, bei denen der Verbraucher sein Gesundheitsverhalten fast permanent überwachen lässt: Ob er regelmäßig Sport treibt und sich gesund ernährt, teils wird sogar der Schlafrhythmus gemessen. In Deutschland gibt es dagegen viele Vorbehalte, etwa mit Blick auf den Datenschutz. Dennoch bieten die privaten Krankenversicherer auch heute schon sehr individualisierte Tarife an: ohne permanent die Gesundheitsdaten zu messen. Etwa sehen einige Tarifvarianten eine Prämienrückerstattung vor, wenn man im Kalenderjahr keinen Arzt in Anspruch nehmen musste. Hier lohnt ebenfalls ein Beratungsgespräch!