Kfz-Versicherung: Komplexität nicht unterschätzen!
Mal eben fix eine Kfz-Versicherung im Internet abschließen? Das kann auch Tücken haben, wenn man die Feinheiten der Verträge und wichtige Leistungsbausteine nicht kennt. Aktuell warnt der TÜV Rheinland in einem Pressetext, dass Onlineabschlüsse eher etwas für erfahrene Kunden mit Vorkenntnissen sind – eben deshalb, weil die Beratung fehlt.
Laut Statistiken der Versicherungswirtschaft ist die Kfz-Versicherung tatsächlich jene Vertragsart, die mittlerweile am häufigsten online abgeschlossen wird. Jeder fünfte Neuvertrag bzw. 18,5 Prozent des Neugeschäfts finden über Vergleichsportale oder Direktversicherungen zum Kunden. Zum Vergleich: In der Lebensversicherung werden nur 3,7 Prozent aller Neuverträge per Mausklick gezeichnet, in der privaten Krankenversicherung gar nur 2,5 Prozent.
Das mag auch nicht verwundern, gelten Kfz-Tarife doch als vergleichsweise standardisiert und einfach. Dass dies ein Trugschluss ist, darauf machen nun erneut Verbrauchertester aufmerksam. Diesmal ist es der TÜV Rheinland, der davor warnt, die Komplexität der Verträge zu unterschätzen.
Zwar rät auch der TÜV dazu, dass es lohnen kann, online Policen zu vergleichen. Aber selbst dann ist es empfehlenswert einen Fachmann aufzusuchen, nachdem man sich bereits Vorwissen einholte. „Was im Gegensatz zu einer niedergelassenen Versicherung fehlt, ist der direkte Ansprechpartner – eine persönliche Beratung“, warnt der Pressetext mit Blick auf Online-Abschlüsse. Nur, wer auf ein solches Gespräch verzichten könne, sich auskenne und auch keine Schwierigkeiten mit Online-Formularen habe, sei bei Onlineanbietern an der richtigen Adresse.
Vorsicht vor dem Kleingedruckten!
Dass Kfz-Policen so einfach nicht sind, zeigt sich schon mit Blick auf den langen Leistungskatalog. Speziell bei Kaskoversicherungen kommen da einige Bausteine zusammen, mit denen viele Verbraucher nicht vertraut sind. Ein Beispiel: Manche Versicherer sehen bei einem Kaskoschaden hohe Selbstbeteiligungen vor, die der Versicherte selbst stemmen muss, wenn der Wagen repariert wird. Oder der Beitrag ist auch deshalb so niedrig, weil der Versicherte das Auto nur in eine Vertragswerkstatt schaffen darf, wenn etwas kaputtgeht. Das ist speziell dann von Nachteil, wenn sich keine solche Werkstatt in der Nähe des Wohnortes befindet. Auch sind bei manchen Kfz-Versicherern die Servicehotlines kostenpflichtig, so dass jeder Kundenkontakt extra Geld kostet.
Noch weniger zu durchschauen sind oft die Regeln, wenn der Fahrzeughalter selbst einen Unfall verursacht. Manche Tarife beinhalten nämlich sehr ungünstige Rückstufungstabellen, wie eine Untersuchung von „Finanztest“ ergab: dann wird der Versicherte in eine weit niedrigere Schadenfreiheitsklasse zurückgestuft als bei der Konkurrenz. Schon ein einfacher Blechschaden kann so dazu führen, dass man über die Jahre gerechnet tausende Euro mehr zahlt als bei der ursprünglich vereinbarten Prämie. Heimtückisch: Gerade viele Vergleichsportale erlauben dem Verbraucher keinen Einblick in die Rückstufung.
Deshalb gilt: Wer sich mit den Kfz-Tarifen fit und sicher fühlt, kann online abschließen. Wer jedoch nicht mit den Details vertraut ist, sollte unbedingt ein Beratungsgespräch bevorzugen. Auch da kann man sich zuvor schonmal online informieren, um gezielt Fragen stellen zu können. Aber ein Versicherungsexperte weiß in der Regel, worauf es bei den Policen ankommt – und haftet auch für seinen Rat!