Demografie – Dienstleistungen altersgerecht gestalten
Die Bundesbürger leben immer länger und bringen weniger Kinder zur Welt. Folglich muss sich auch die Gesellschaft an die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung anpassen. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes hat bereits jeder fünfte Deutsche das 65. Lebensjahr erreicht oder ist älter. Doch viele Unternehmen versäumen es, ihre Angebote altersgerecht zu gestalten.
Dass es immer noch Defizite bei altersgerechten Angeboten gibt, zeigt eine aktuelle Umfrage des privaten Meinungsforschungsinstituts ServiceRating GmbH. In der repräsentativen Studie sagte die Mehrheit der Bundesbürger (56 Prozent), Dienstleistungsunternehmen in Deutschland seien „mittelmäßig“ bis „schlecht“ auf die Alterung der Gesellschaft vorbereitet. Besonders hoch ist die Unzufriedenheit bei jenen Personen, die das Thema am meisten betrifft: 70 Prozent der Über-55-Jährigen hielten die Vorbereitung für nicht angemessen.
Vernachlässigte Zielgruppe
Ärgerlich ist die Vernachlässigung der Senioren durch die Unternehmen in mehrfacher Hinsicht. Zum einen wird es den älteren Menschen erschwert, Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen: im schlimmsten Fall kann das sogar als diskriminierend empfunden werden.
Zum anderen sind ältere Personen eine nicht zu unterschätzende Zielgruppe mit großer Wirtschaftskraft. Bei einer Befragung der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) gaben 18 Prozent der befragten Über-60-Jährigen an, über Ersparnisse von mehr als 50.000 Euro zu verfügen. Dabei zahlt ein Drittel der Befragten keine Kredite oder Miete mehr.
Zugleich ist der Hedonismus auch unter älteren Bürgern sehr ausgeprägt: 45 Prozent der Über-50-Jährigen antworteten in derselben Studie, „Ich mache mir lieber ein schönes Leben, statt zu sparen“! Senioren verspüren also eine nicht zu unterschätzende Konsumlaune – und Unternehmen schaden sich selbst, wenn sie ältere Mitbürger als Kundenkreis ausschließen. Es lohnt sich, wenn Beratung, Werbung und Produkte auch auf Senioren abgestimmt sind!
Mitunter erfordert es nicht viel, die eigenen Dienstleistungen seniorengerecht zu gestalten. Eine Maßnahme kann zum Beispiel sein, dass die Preisschilder in einem Laden größer und damit auch für Ältere gut lesbar sind. Oder dass barrierefreie Zugänge zu Büros und Geschäftsräumen zur Verfügung stehen. Gefragt ist auch ein „Einkaufsbringservice“, so dass ältere Menschen die Ware nicht selbst nach Hause schleppen müssen, sondern geliefert bekommen. Für Anwälte und Berater kann sich die Bereitschaft auszahlen, auf Wunsch den Klienten im Krankenhaus aufzusuchen, wenn dieser in Behandlung ist.
Seniorengerechte Ausgestaltung des Arbeitsplatzes
Auch am Arbeitsplatz sind Senioren zunehmend unersetzbar. In Zeiten des Fachkräftemangels bringen sie Qualitäten mit sich, die vielen jüngeren Beschäftigten fehlen: Beständigkeit, Menschenkenntnis und jahrelange Erfahrung. Unter Umständen müssen aber die Gegebenheiten des Arbeitsplatzes an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst werden. Zum Beispiel, indem man die körperliche Belastung minimiert, längere Pausen einräumt, auch die Möglichkeit bietet sich sportlich zu betätigen.
Bei der seniorengerechten Ausgestaltung des Arbeitsplatzes bietet das betriebliche Gesundheitsmanagement Unterstützung. Hierfür kommen Fachleute wie Mediziner, Arbeits- und Physiotherapeuten in die Betriebe, schauen sich die Gegebenheiten an und erarbeiten gemeinsam mit den Beschäftigten ein Konzept, wie die Arbeitssituation verbessert werden kann. Positiver Nebeneffekt: in vielen Unternehmen, die betriebliches Gesundheitsmanagement durchführen, verringert sich auch der Krankenstand. Ansprechpartner für Unternehmen sind die Krankenversicherungen.