Autocrasher: Wenn fingierte Unfälle keine Seltenheit mehr sind
Erneut warnen mehrere Medien vor der sogenannten Autocrasher-Masche. Dabei provozieren Kriminelle bewusst Unfälle, um dann Versicherungsleistungen abzuzocken. Das Vorgehen ist raffiniert – und oft ein Werk ganzer Banden. Dabei riskieren sie sogar Leben und Gesundheit der Betroffenen.
Ein freundlicher Mann winkt aus einer vorfahrtsberechtigten Seitenstraße heraus und verdeutlicht dem anderen Verkehrsteilnehmer, dass er auf sein Vorfahrtsrecht verzichtet. Dann fährt er trotzdem plötzlich los – und bumst mit voller Wucht in die Seite des Autos hinein. Oder ein vorausfahrendes Auto legt an einer Ampel eine Vollbremsung hin, obwohl die Ampel eigentlich grün zeigt – und schon ist man hintendrauf gefahren.
Wem so etwas passiert, der ist wahrscheinlich Opfer eines „Autobumsers“ oder „Autocrashers“ geworden. Von Kriminellen also, die mit provozierten Unfällen Geld von der Versicherung erschleichen wollen. Aktuell warnen wieder mehrere Medien vor dieser Masche, unter anderem der „SWR“. Und das leider nicht unbegründet:
Immer häufiger treten derartige Vorfälle in Deutschland auf, die Kriminellen agieren oft hochprofessionell. Und leider riskieren sie auch Leben und Gesundheit der Opfer mit jeder Attacke. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) berichtet, dass mittlerweile fast jeder zehnte Autounfall Auffälligkeiten zeigt, die auf Autocrasher hindeuten.
Für die Betroffenen ist das doppelt bitter. Sie müssen nicht nur mit gesundheitlichen Schäden rechnen. Sie müssen auch höhere Versicherungsprämien zahlen und bleiben auf den Kosten für den eigenen PKW sitzen, wenn sie keine Vollkasko haben. Die Kriminellen nutzen dabei bewusst aus, dass sie für einen Unfallschaden von der Kfz-Haftpflicht oft mehr Geld bekommen, als das alte Auto wert gewesen ist. Mitunter kooperieren sie auch mit Werkstätten, die erhöhte Rechnungen stellen. Der Schaden für die Versicherungswirtschaft wird auf zwei Milliarden Euro geschätzt.
Oft werden die Opfer auch eingeschüchtert – und zwar noch am Tatort. Dann kommen plötzlich angebliche Zeugen hinzu, die den Unfallverlauf im Sinne des Autocrashers stützen. Oder es wird verlangt, dass keine Polizei eingeschaltet werden soll – mit der Begründung, dass dann zusätzlicher Ärger drohe, weil man die Verkehrsregeln verletzt habe.
Dennoch: Wenn Autofahrer den Verdacht haben, dass sie Opfer eines solchen Autobumsers wurden, sollten sie sich keineswegs einschüchtern lassen. Betroffenen wird geraten, bei Verdachtsfällen die Polizei zu rufen, um eventuelle Auffälligkeiten anzuzeigen. Helfen könne es, den Unfall von allen Seiten zu fotografieren und sich Kennzeichen, Name und Adresse geben zu lassen. Auch sei es wichtig kein Schuldeingeständnis zu unterschreiben – das erschwert es deutlich, sein Recht doch noch durchzusetzen.
Es empfiehlt sich darüber hinaus, auch dem eigenen Kfz-Haftpflichtversicherer anzuzeigen, dass man den Verdacht auf einen Autocrasher habe. Dann kann der Versicherer zum Beispiel prüfen, ob die betroffene Person zeitnah in andere Unfälle verwickelt gewesen ist, was den Verdacht erhärten würde. Viele Versicherer haben auch gesondert geschulte Gutachter für solche Fälle. Hier sei daran erinnert, dass es sich oft um Serientäter handelt. Erst kürzlich stand in Kiel ein Mann vor Gericht, dem 33 derartige Fälle nachgewiesen werden konnten.