Allgemeines – Versicherungsbedingungen sollen verständlicher werden

Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Allgemeinen Vertragsbedingungen von Versicherungen oft unverständlich seien. Keine überraschende Erkenntnis? Immerhin haben sich Versicherer zuletzt um etwas mehr Verständlichkeit bemüht. Eine Initiative der Versicherer soll für mehr Klartext in den Bedingungen sorgen.

Lange Sätze, umständliche Formulierungen und viel Fach-Chinesisch: So sieht laut einer Studie des Netzwerkes AMC und des Ulmer Communication Lab noch immer die Wirklichkeit in vielen Versicherungsverträgen aus. Das ist ärgerlich, müssen die Kunden doch sehr genau wissen, was laut Vertragstext versichert ist und was nicht. So mancher heimtückische Ausschluss einer Leistung verbirgt sich noch hinter Paragraphen, die für Laien kaum zu verstehen sind.

Erste Ergebnisse und GDV-Initiative

Dabei haben sich die Versicherer durchaus verpflichtet, die Verträge einfacher und transparenter zu gestalten. Mit durchaus positiven Ergebnissen bei einzelnen Anbietern, wie die Studienmacher berichten. Im Vergleich zu der letzten Studie im Jahr 2012 wiesen mehr Versicherungen einen verständlichen Vertragstext auf.

Das Bemühen um mehr Verständlichkeit zeigt sich auch anhand einer Initiative des Versicherungsdachverbandes GDV. Gemeinsam mit Sprachwissenschaftlern erarbeitet der Verband seit 2010 Musterbedingungen mit Empfehlungen, wie Vertragstexte leichter zu gestalten sind. „Sind die Bedingungen verständlicher formuliert, schafft das mehr Transparenz und damit auch mehr Glaubwürdigkeit“, sagt der Sprachwissenschaftler Prof. Günther Zimmermann, der an der Neugestaltung der Vertragstexte beteiligt ist.

Was zeichnet aber nun einen einfachen Vertragstext aus? Das Prinzip wird „Entzerren, Reduzieren, Veranschaulichen“ umschrieben. Das heißt, lange Schachtelsätze werden durch kurze und prägnante Sätze ersetzt. Die Informationsdichte innerhalb eines Satzes wird reduziert. Lange und zusammengesetzte Wörter werden aufgelöst. Beispiele werden integriert, um bestimmte Sachverhalte zu verdeutlichen. Eine klare Gliederung erleichtert das Verstehen. Und -wenn möglich- wird auf Fachbegriffe zugunsten einfacherer Formulierungen verzichtet.

Bisher zahlreiche Musterbedingungen überarbeitet

Der GDV hat bereits zahlreiche Musterbedingungen überarbeitet, unter anderem für die Lebens-, Renten- und Haftpflichtversicherung. Aber diese Musterbedingungen gelten nur als Empfehlung für die Versicherer und müssen folglich nicht verbindlich umgesetzt werden. Deshalb gibt es Anbieter, die bereits sehr gut verstehbare Verträge haben, und andere mit weniger verständlichen Verträgen.

Mitunter ist es auch der Komplexität des Themas geschuldet, dass Bedingungen noch immer schwer verständlich sind. Eine Rechtsschutzversicherung oder Rentenversicherung beinhaltet beispielsweise per se schon eine höhere Verstehenshürde als eine Hausratversicherung, da nicht nur der Vertragstext schwierig ist, sondern ebenso die zugrundeliegenden Sachverhalte. Es muss ja juristisch genau definiert werden, für welche Leistungen die Versicherung aufkommt.

Dennoch gilt: Versicherungsnehmer sollten sich intensiv mit einem Vertrag auseinandersetzen, bevor sie ihn unterzeichnen. Sonst kann im Leistungsfall eine böse Überraschung folgen. Ein Beispiel: Wenn in einer Unfallversicherung nicht auch Eigenbewegungen eingeschlossen sind, verweigert die Versicherung eine Zahlung, wenn die Verletzung ohne Einwirkung von außen passierte. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn beim Skifahren eine ungeschickte Bewegung zum Sturz führte, aber kein Zusammenstoß erfolgte. Wenn etwas unverständlich ist, empfiehlt es sich, mit einem Versicherungsfachmann über die entsprechenden Textstellen zu sprechen und sich Begriffe oder Klauseln erklären zu lassen.